Die Gilfenklamm – ein magisches Naturschauspiel


Ich steige mit meinem Vater aus dem Auto. Geblendet von der Sonne, greife sofort nach meiner Sonnenbrille. Puh! Das fühlt sich schon besser an ... und eine Kappe wäre auch nicht schlecht, damit ich keinen Sonnenstich bekomme.

 

Im Auto hat die Außentemperaturanzeige 30° C angezeigt. Ich kann es kaum glauben. Ins Auto eingestiegen sind wir bei 3° C und vielen Wolken. Das war allerdings heute Morgen in Wien. 

 

Nach einer langen und aufregenden Autofahrt durch eine anmutig wirkende Gebirgslandschaft haben wir endlich unser Ziel erreicht – die Gilfenklamm bei Sterzing in Südtirol.

 

Der Rucksack ist gepackt, die Kamera griffbereit und die Wanderschuhe geschnürt – und schon kann es losgehen.

 

Nach wenigen Metern zu Fuß bemerke ich die ersten kleinen Schweißperlen auf meiner Stirn. Es ist ungewöhnlich warm für Mitte September. Wenn ich ehrlich bin, mag ich diese Hitze nicht mehr so. Ich habe mich schon auf herbstliche Temperaturen eingestellt. Irgendwie denke ich, hat doch der Körper eine Art „innere Uhr“ – zumindest ist es so bei mir. Nach dem Sommer freue ich mich jedes Mal auf angenehmere Temperaturen und die herbstliche Jahreszeit, welche das Leben wieder etwas entschleunigt. Anders ist es jedoch nach dem Winter – dann kann ich es kaum erwarten, bis die Tage wieder länger und wärmer werden und man wieder aktiver wird.

 

Nun sind wir auch schon beim Eingang der Klamm angekommen. Es ist notwendig, ein Ticket zu kaufen (5 €). Damit haben wir nicht gerechnet, trotzdem wollen wir uns den "Spaß" nicht nehmen lassen und zahlen den Eintritt.

 

Zu Beginn verläuft der Weg zur Klamm eher gemütlich, was ich gut finde, da momentan meine Kondition zu wünschen übriglässt. Ein kleines, klares Bächlein rauscht neben dem Steig vorbei. Kaum vorstellbar, dass uns wenig später eine Klamm erwartet soll. 

Nach weniger als 300 Metern geht es langsam, aber stetig bergauf. Es ist auch deutlich kühler.

 

Durch das Blätterdach der Bäume dringen nur wenig Sonnenstrahlen durch. Wenn es dann doch ein einzelner Sonnenstrahl durch das dichte Gewächs schafft, dann zaubert er eine märchenwaldartige Landschaft mit steilen Schluchten, klarem Gebirgswasser und samtig weichen Moosboden.

 

Nun sind auch der erste hölzerne Steg und eine Brücke erkennbar. Je näher wir kommen, desto lauter wird das tosende Wasser, welches die Schlucht hinunterstürzt. Ich verweile etwas auf der kleinen Brücke und schwelge in Gedanken, während das Wasser unter mir in gleichmäßigen Abständen vorbeirauscht. Es tut gut, das großartige Naturschauspiel zu sehen und endlich raus aus der Stadt zu sein … Ich fühle mich wohl in der Natur. Mein Blick richtet sich nun auf einen Stein mitten im Wasser, welcher ein winziges Nadelbäumchen beheimatet … Wie dieser Baum wohl hier überlebt? Ohne richtigen Untergrund, die Wurzeln sind fest am Stein verankert … Und was passiert wohl mit dem Bäumchen, wenn das Wasser mal höher steht?

 

„Komm, wir gehen weiter!“ – Aus meinen Gedanken gerissen, nehme ich die Stimme meines Vaters wahr. Ohne einen weiteren Gedanken an den Nadelbaum folge ich meinem Vater.

 

Jetzt geht es ganz schön bergauf! Ich merke, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt und meinen Puls in die Höhe treibt. Zum Glück habe ich das richtige Schuhwerk an. Mit normalen Straßenschuhen würde man im steileren Gelände kaum Halt finden. Der Weg besteht mittlerweile fast nur aus Brücken und Holzstegen.

Je höher wir kommen, umso mehr verwandelt sich der kleine Bach, den wir unten gesehen haben, in einen riesigen Wasserfall. – Faszinierend!

Es kommt mir vor, als wäre ich in einer anderen Welt – einem Feenwald mit magischen Kreaturen.

 

Links und rechts von mir ragen steile Felswände in die Höhe. Umgeben vom Geräusch des tosenden Wassers, gehen wir weiter und weiter und jedes Mal ergibt sich ein noch schöneres Bild … mit einer noch größeren Schlucht oder einem Wasserfall.

Das Wasser wirkt klar und frisch und wild. Im Laufe der Jahre hat sich das Wasser seine Wege durch das Gestein verschafft. An einigen rauscht das Wasser wie in Rennbahnen vorbei. Das Gestein ist an diesen Stellen rund und glatt. Ich weiß gar nicht, wohin ich schauen soll, denn überall gibt es etwas zu sehen.

 

Schließlich kommen wir zu einer Stelle, in welcher die Schlucht besonders eng ist. Dazwischen stürzt ein mächtiger Wasserfall mindestens 30 Meter in die Tiefe.  An den Felswänden läuft ebenfalls Wasser hinunter und ich stehe dazwischen. Hier spürt man förmlich die Kraft der Natur. Zwei schräge Felsen bilden ein Tor. Die zaghaften Sonnenstrahlen versuchen hartnäckig, sich durchzukämpfen … Ich fühle mich in eine andere Welt versetzt. Durch das einfallende Licht kann ich die schroffen Kanten erkennen. Die kühle Brise benetzt meine Haut. Der feine Wasserfilm wirkt rein und erfrischend, dass ich am liebsten davon kosten möchte. Ich lasse es aber.

 

Die Wanderung dauerte ca. 3 Stunden – Hin- und Rückweg. Dazu muss ich sagen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt kaum Sport und Bewegung gemacht hatte und meine Ausdauer dementsprechend schlecht war. Dennoch überforderte mich die Wanderung nicht. Jedoch empfehle ich jedem gute Wanderschuhe, da die Wege uneben und teilweise auch steinig sind.

 

Mein Vater und ich haben schon viele Klammwanderungen unternommen, dennoch war die Gilfenklamm mit Abstand die schönste, größte und faszinierendste. Ich kann nur jedem diese Wanderung ans Herz legen. 

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